Im Wandel der Zeit
die Geschichte der MK Längenfeld
1835-1910
Anfang der Musikkapelle
Die Musikkapelle Längenfeld entwickelte sich laut Überlieferungen aus einer Musikgruppe, die unter „Türkische Bande“ bekannt war. Die Gruppe wurde vor allem aufgrund ihrer Verwendung von in der türkischen Musik verwendeten Musikinstrumenten (Trommel, Tschinellen, Triangel) so genannt und umrahmte vor allem kirchliche Feste und Theateraufführungen. Zur Gründung selbst ist nur wenig überliefert, das Jahr 1835 wurde aber in einer verschollenen Dorfchronik als Gründungsjahr genannt - als weiterer Hinweis gilt auch eine Trommelaufschrift zum 100-jährigen Jubiläum im Jahre 1935. Als ältester schriftlicher Beleg für die Existenz der Musikkapelle Längenfeld gilt das Gedenkbuch „Ein Schützenfest in Tirol und Vorarlberg, Denkbuch zur Erinnerung an den 19. März 1853“. Darin wird die Musikkapelle Längenfeld als Festteilnehmer genannt.
Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges zählte die Musikkapelle ca. 25 bis 28 Mitglieder und umrahmte vor allem kirchliche Anlässe, sowie auch Dorffeste. Geprobt wurde damals vor allem in Privathäusern und in Schulen, da kein eigenes Probelokal zur Verfügung stand. Die Grundausstattung zum Musizieren wurde zum damaligen Zeitpunkt noch von der Gemeinde gestellt, die Trachten hingegen waren damals noch im Privatbesitz der Musikanten. Schon damals nahm die Musikkapelle Längenfeld auch an größeren Festumzügen außerhalb der Gemeinde teil. So ist überliefert, dass sie auch bei der Jubiläumsfeier der Schützen in Innsbruck im Gedenkjahr 1909 mitgewirkt hat. Ebenso ist bekannt, dass sich die Musikkapelle Längenfeld schon damals an Konzertwertungen beteiligte und unter anderem in einem Wettstreit in Ötz den ersten Preis erlangen konnte.
1910-1952
Schwierige Zeiten
Der erste Weltkrieg brachte auch für die Musikkapelle Längenfeld starke Veränderungen mit sich, da viele der damals noch ausschließlich männlichen Musikanten ihre Instrumente niederlegen mussten um ins Feld zu ziehen. Nach dem Krieg erlebte die Kapelle wieder einen Aufschwung und gestaltete neben den bisher vor allem kirchlichen Auftritten auch Konzerte beim Hotel Stern, Hotel Hirschen und beim Kurbadl. Im Jahr 1923 kam es aufgrund von internen Streitigkeiten einiger Musikanten mit dem damaligen Kapellmeister zur Abspaltung einer kleinen Gruppe, die auch als „Wilde Bande“ überliefert ist. Erwähnenswert ist diese Gruppe vor allem deshalb, da auf diese Gruppe das heute bei der Bevölkerung und bei den Musikanten sehr beliebte Neujahranblasen zurückgeht.
Schon zur damaligen Zeit ging die Musikkapelle auch auf große Fahrt und umrahmte Festlichkeiten im In- und Ausland. Der erste überlieferte Ausflug war 1927 beim großen Trachtenfest in München. Ebenso wurden damals schon von der Kapelle selbst Feste veranstaltet. Hierzu sind vor allem die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 1935 mit Böllerschießen, Festumzug und Waldfest bei der Pestkapelle erwähnenswert. Der in diesen Jahren aufkeimende Nationalsozialismus forderte auch die Musikkapelle heraus. Aufforderungen zur Umrahmung von NS Veranstaltungen wurde zwar entgegengewirkt, da durch verschollene Instrumente keine Spielbereitschaft gegeben war, aber im Jahr 1944 wurden schlussendlich so viele Mitglieder eingezogen, dass die Kapelle vorläufig nicht mehr musizieren konnte. Die Zurückgebliebenen bildeten in den Kriegsjahren eine Talkapelle die einzelne Veranstaltungen umrahmte.
Nach dem Krieg fanden sich wieder einige begeisterte Musikanten, die ab dem Jahr 1946 wieder eine eigene Kapelle in Längenfeld zusammenstellten. 1948 kam es auch erstmals in der Geschichte der Musikkapelle Längenfeld zur Wahl eines eigenen Ausschusses, der zum damaligen Zeitpunkt noch aus fünf Mitgliedern bestand. Auch der Ehrgeiz der Kapelle war nach dem Krieg wieder geweckt, weshalb sie im Jahr 1952 am „Internationaal Muziekconcours Goua“, einer internationalen Konzertwertung, teilnahm und den 2. Preis mit 348 Punkten erreichen konnte. Im gleichen Jahr kam es zur Vereinheitlichung der Trachten und zur Neuausstattung mit Instrumenten. Die alten Instrumenten wurden damals der Musikkapelle Huben zur Verfügung gestellt. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Ausstattung der Mitglieder von der Musikkapelle zur Verfügung gestellt.
1952-2010
Meilensteine
Ein wichtiger Meilenstein in der Jugendförderung war die im Jahr 1975 gegründete Musikschule Ötztal mit Sitz in Längenfeld. Ebenso in den 1970er Jahren kam es für die heutige Kapelle zu einer großen Statutenänderung. So durften erstmalig auch weibliche Mitglieder bei der Musikkapelle mitspielen. Nennewert ist in diesen Jahren auch das große Jubiläumsfest, das im Jahr 1985 unter der Leitung von Willi Kuen, heute Ehrenobmann der Musikkapelle Längenfeld, veranstaltet wurde. Durch stetig steigende Mitgliederanzahl wurde der Probenraum zunehmend zu klein. Daher wurde im Jahr 1992 das neue Probelokal im Keller des Gemeindehauses bezogen.
Zum 160-Jahr-Jubiläum der Kapelle im Jahr 1995 gab es einen besonderen Höhepunkt. Unter dem damaligen Kapellmeiser Andreas Grüner wurde vom 19. bis 21. Mai erstmalig eine CD von der Musikkapelle Längenfeld im Gemeindesaal aufgenommen. Ein besonderes Highlight war darauf der vom Kapellmeister selbst komponierte „Franz Senn Marsch“ der beim folgenden Frühjahrskonzert uraufgeführt wurde.
In den 2000er Jahren gab es sowohl musikalisch als auch optisch nochmal sichtbare Veränderungen in der Kapelle. Im Jahr 2003 gab es erstmalig ein Saxophonregister in unseren Reihen. Zudem wurde ab 2003 eine einheitliche Zweittracht für Ausrückungen außerhalb der Sommermonate angeschafft. Zum 170-Jahr-Jubiläum der Kapelle im Jahr 2005 wurde erstmalig ein Großprojekt zusammen mit der Musikkapelle Huben veranstaltet. Mit über 100 Musikanten wurde unter der Gesamtleitung von Andreas Grüner „Der Traum eines österreichischen Reservisten“ in Längenfeld im Badl und in Huben aufgeführt. Eine Fortführung fand das Projekt im Jahr 2009 unter dem Motto „Faszination Blasmusik“. Unter diesem Motto wurde das Konzertwerk „Tirol 1809“ von den damaligen Kapellmeistern Klotz Florian in Längenfeld und Alexander Grüner in Huben zum 100-Jahr-Gedenken an die Freiheitskämpfe in Tirol aufgeführt. Ein besonderer Höhepunkt war dabei auch das Konzert in St. Leonhard im Passeiertal, das mit einem Musikausflug zum „Martiner Dorffest“ verbunden wurde.
2010-aktuell
Höhepunkte
Schon in der Überschrift heißt es im Wandel der Zeit. So gab es auch in den letzten Jahren noch zahlreiche nennenswerte Höhepunkte, die zeigen, dass die Kapelle stetig mit der Zeit geht. Einer der ersten Höhepunkte in den 2010er Jahren war die Einladung der Schützenkompanien des Ötztales nach Wien, die mit der Patronanz des Tiroler Balls beauftragt waren. Neben dem Empfang beim Wiener Bürgermeister und dem Besuch des Balles, war die Gestaltung der Sonntagsmesse im Stephansdom ein besonderes Highlight.
Das wohl sichtbarste Zeichen der Veränderung war der Bau eines neuen Probelokales mitsamt einem Pavillon im Jahr 2013. Seither dürfen wir an jedem Donnerstag im Sommer zahlreiche Besucher bei unseren wöchentlichen Sommerkonzerten begrüßen. Musikalisch durfte sich der damalige Kapellmeister Klotz Florian nach zehn Jahren Kapellmeistertätigkeit im Jahr 2015 einen Traum verwirklichen und produzierte mit der Kapelle die zweite CD im neu ausgestatteten Probelokal. Zu diesem Anlass wurde neben dem Auftragswerk, das für die Einweihung des Pavillons bei Armin Kofler mit dem Namen „Terra die momentum“ in Auftrag gegeben wurde, auch ein weiteres Auftragswerk von Geisler Michael mit dem Namen „Terra di Montagne“ einstudiert, auf der CD aufgenommen und in weiterer Folge beim Frühjahrskonzert uraufgeführt.
Musikalisch folgte im Jahr 2017 ein neuerlicher Höhepunkt. Beim Landesmusikfest in Innsbruck durfte die Musikkapelle in der Olympiaworld in Innsbruck vor zahlreichen Besuchern als eine von 12 Kapellen konzertieren – auch dieses Ereignis wird den mitwirkenden Musikanten in positiver Erinnerung bleiben.
Optisch hat sich in den 2010er Jahren noch mal einiges bei der Musikkapelle Längenfeld gewandelt. So wurden alle weiblichen Mitglieder im Jahr 2018 mit original Ötztaler Trachten ausgestattet. Ein Jahr später wurde die Spontanität der Musikkapelle unter Beweis gestellt. Eine Anfrage vom Vatikan ließ unseren damaligen Obmann Ronald Holzknecht aufhorchen und innerhalb kürzester Zeit eine Reise nach Rom auf die Beine stellen. Neben der Musikkapelle Längenfeld, der Musikkapelle Huben und der Chorgemeinschaft Huben ließen es sich auch zahlreiche Längenfelder nicht nehmen mit uns vom 16.-18.12.2019 den Vatikan zu besuchen. Der Ausflug gipfelte am 18.12.2019 bei der Papstaudienz, bei der die Mitwirkenden Papst Franziskus ein persönliches Ständchen zum Besten geben durften.
Einen Wandel läutete auch das Jahr 2023 in der Kapelle ein. Erstmalig durfte die Musikkapelle Längenfeld mit Rosi Auer ein weibliches Mitglied zum Ehrenmitglied ernennen, was eine 40-jährige aktive Mitgliedschaft bei der Musikkapelle Längenfeld bedeutet. In Summe waren im Jahr 2023 sogar erstmals mehr weibliche Mitglieder als männliche bei der Musikkapelle Längenfeld - nur auf der Bühne selbst herrschte noch Ausgeglichenheit.